Digitalisierung gestalten
Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) bekennt sich zur Gestaltung der Digitalisierung als eine wichtige berufsständische Aufgabe. Vermittler sollten die Vorteile der Digitalisierung nutzen und sich gleichzeitig aus Verbraucherschutzaspekten der Risiken bewusst sein.
Gerade in Zeiten der Digitalisierung ist die vertrauensvolle persönliche Beratung unersetzlicher Bestandteil bei der Vermittlung von Versicherungsprodukten. Versicherungsvermittler stellen nach wie vor ein wichtiges Bindeglied zwischen Kunden und Versicherer dar.
„Qualifizierte Beratung durch Versicherungsvermittler stellt nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal dar. Sie bietet Kunden in der Informationsvielfalt des Netzes Orientierung und Unterstützung bei der eigenständigen Entscheidungsfindung“, erklärt BVK-Präsident Michael H. Heinz. „Denn aufgrund ihrer Expertise vereinfachen Versicherungsvermittler die Komplexität der Versicherungsangebote für ihre Kunden und können ihnen einen qualifizierten Rat erteilen.“
Schnittstellen verbessern
Damit aber Vermittler ihren Beratungstrumpf besser ausspielen können, müssen nach Ansicht des BVK die informationellen Prozesse zwischen den Versicherern und den Versicherungsvermittlern effizienter und kundenfreundlicher gestaltet werden.
„Die Ausstattung der Ausschließlichkeitsvertreter mit technischen Hilfsmitteln und Systemen zum virtuellen Kundenkontakt muss forciert und den Kunden müssen über die Agenturen onlinefähige Abschlussmöglichkeiten ermöglicht werden“, fordert der BVK-Präsident. „Hier ist es Aufgabe der Versicherer, für zukunftsweisende Lösungen zu sorgen. Die Unterbrechung der bisherigen vertrauensvollen Beziehung zwischen Vermittler und Kunden durch sogenannte „disruptive“ digitale Angebote lehnen wir jedoch ab.“
Um eine marktgerechte Lösung der Kommunikation Vermittler - Versicherer zu finden, arbeitet der BVK seit 2006 in der Initiative „Brancheninitiative Prozessoptimierung (BIPRO)“ mit. Damit soll eine einheitliche Datensprache etabliert und Prozesse zwischen Versicherungsmaklern und den Unternehmen standardisiert werden. „Hier ist bereits eine erste große Branchenlösung mit dem Projekt ‚Maklerkommunikation 4.0“ (MKK)‘ gefunden, so Michael H. Heinz. „Es basiert auf standardisierten BIPRO-Normen und ist seit dem 7. Oktober mit 15 Marktschwergewichten, wie u. a. Allianz, Axa, Generali und HDI, gestartet“.
Wettbewerbsverzerrungen vermeiden
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Digitalisierung ist die Etablierung gleicher Rechte und Pflichten für alle Marktteilnehmer. „Es kann nicht sein, dass einige Insurtechs und Internetvergleichsportale die Informations-, Beratungs- und Dokumentationspflichten umgehen, um schnelle Abschlüsse zu generieren, und so Marktverzerrungen hervorrufen“, so der BVK-Präsident. „Deshalb fordern wir die Gleichbehandlung aller Vertriebswege, gleichgültig ob stationärer oder Internetvertrieb, und haben deshalb auch das Internetvergleichsportal Check24 verklagt. Im Zuge der nationalen Umsetzung der neuen EU-Richtlinie zum Versicherungsvertrieb sollte dieses Problemfeld gelöst werden.“
Solidarprinzip erhalten
Bedenklich findet der BVK den durch die Digitalisierung ermöglichten Trend zur Individualisierung von Versicherungstarifen in Form von Kfz , Telematik- und Lifelogging-Tarifen. „Für uns stellt sich dabei die Frage, ob nicht damit das Grundprinzip von Versicherungen als ein Ausgleich von Risiken im Versichertenkolletiv und das damit verbundene gegenseitige Solidaritätsprinzip in Frage gestellt wird“, betont BVK-Präsident Michael H. Heinz.
Die Digitalisierung fordert daher nach Ansicht des BVK eine verbraucherschutzrechtliche Flankierung, und der Verband fordert die Versicherungswirtschaft auf, am Solidarprinzip festzuhalten. Die Versicherungsbranche muss nach Ansicht des BVK in Zusammenarbeit mit dem Gesetzgeber eine Antwort auf dieses Risiko der Digitalisierung finden.